Ein Märchen für meinen Papa Vor langer Zeit lebte ein König mit Namen Harald-Adalbert. Er war ein böser Herrscher, der Freude darin fand, seine Untertan*innen anzuschreien und sich selbst für den intelligentesten, schönsten und besten Menschen hielt. Einzig mit seinem Namen hatte er zu kämpfen – Harald-Adalbert, das lag nicht gut auf der Zunge und… Ein neuer Name für den König weiterlesen
Autor: MeSch
testAMENt
Nicht umsonst enthält dieses Wort den Begriff Amen. «So sei es», lautet eine der verschiedenen Übersetzungen aus dem Hebräischen. Amen. Fertig. Schluss. Ach warte, du bist ja gar nicht gläubig und hast dieses Wort noch nie in einem ernsthaften Kontext verwendet. Dir scheint ein Dokument, das über das Geschehen nach deinem Lebensende entscheidet, nicht der… testAMENt weiterlesen
SBB-Doppelstöcker-Schnellzug-Toilette
Du willst wandern gehen. Hast endlich ein Datum gefunden, leckere Verpflegung gekauft und das Wetter spielt auch mit. Du fährst mit dem SBB-Doppelstöcker-Schnellzug dorthin, wo deine Wanderung ihren Anfang nehmen soll. An deinen Schuhen klebt noch keinen Matsch, dein Hemd ist noch nicht verschwitzt, deine Haare kleben noch nicht am Nacken. Weil du am Morgen… SBB-Doppelstöcker-Schnellzug-Toilette weiterlesen
Paul
À sa mort, Paul devint un satellite. Paul était le hamster russe de Manon, une dame qui vient de prendre sa retraite. Elle s’était réjouie de cette vie libre sans devoirs ni responsabilités. Mais avec la mort de son meilleur ami, Manon perdit sa joie et curiosité.Elle avait imaginé sa retraite comme une nouvelle source… Paul weiterlesen
Heinrich im Orchester
«Piano subito bei H wie Heinrich!», ruft der Dirigent und winkt die Orchestermusiker*innen in ihrem Spiel ab. Er macht sich nicht die Mühe, seine Gereiztheit zu verstecken, denn zu oft schon hatte er diese Stelle geprobt. Meine Pultnachbarin greift nach dem säuberlich gespitzten Bleistift und kreist die Stelle ein. Sie setzt den Stift nicht mehr… Heinrich im Orchester weiterlesen
Meine undankbaren Eltern
Mein höchstes Gebot, welches ich nie zu missachten wagen würde, ist die Höflichkeit. Schon immer handelte ich nach dieser von mir selbst auferlegten Weisung, ich beherrschte schon als Bébé jede Anstandsregel und war der tugendhafteste Embryo, den es je gegeben hat. Als meine Geburt kurz bevorstand, realisierte ich mit Schrecken, dass zu jedem Besuch bei… Meine undankbaren Eltern weiterlesen
Sommertage
Wie an diesen Sommertagen,diesen heissen Sommertagen,die die Luft zu flimmern bringenund mit Dunst die Welt einhüllen,scheint mir jene grauverschleiert. Formkontraste schwinden stetig,verwandeln sich zu blassen Linien,die nicht innehalten können,bewegen sich im Hintergrund. Farben liegen, statt zu leuchten,matt und kraftlos in der FerneTräge schlingend ineinanderschmutzig wie durch altes Glas. Eine Ruhe, fahl und hektisch,macht sich breit… Sommertage weiterlesen
Fünfte Jahreszeit
Ich wünscht’, der Herbst würd’ ewig bleiben,laue Sonne, Wolken treibenMorgennebel, wacher Wind,alles lebhaft oder lindIch will das Regenprasseln hören,mit dem Sturmgeräusch in ChörenNebel, der die Welt beschleicht,der tagelang vom Ort nicht weichtBlätter, die im Wind mitfliegenund sachte in den Böen wiegenIch möchte meine Augen schliessenund den Laubgeruch geniessen,trotz des Wissens, dass die Weltfortlaufend auseinanderfällt. So… Fünfte Jahreszeit weiterlesen
MereteoSchweiz
Guten Tag! Sie befinden sich auf der Webseite des Bundesamtes für Mereteologie und Klimatologie, MereteoSchweiz. Wie können wir Ihnen behilflich sein? Gerne informieren wir Sie über die aktuelle Wetterlage. Oder Gemütslage. «Ist das nicht etwa das Gleiche?», fragen Sie sich vielleicht. Umso besser, wenn Sie das denken, dann bedarf es keine Präzisierung. Sie befinden sich… MereteoSchweiz weiterlesen
verunmöglichte Utopien
Die Klimahalle 2022 findet unter dem Thema Utopien statt. Ich durfte in einer der knapp zehn Boxen einige Werke ausstellen. Während der Auseinandersetzung mit Utopien und Zukunftsträumen, stiegen sogleich erste Emotionen meinen Körper hoch, kalt und sich ausbreitend wie Nebel in der Dämmerung, der Umrisse verschmelzen lässt und die Sicht erschwert. So sehr ich mich… verunmöglichte Utopien weiterlesen
Die Winterlinde
Für meinen Papa, Februar 2022 Die greise, weise Winterlinde steht würdevoll auf einem Hügelbewegt im sanften Frühlingswindedie Äste gleich wie schwere Flügel Von Doldentrauben, gelb und fein strömt ein würziger Honigduft, über das Land in die Welt hinein,liegt lieblich milde in der Luft Bei besonders schönem Wetterkommt ein kleines Kind vorbei,blickt blinzelnd in die grünen Blätterund flüstert… Die Winterlinde weiterlesen
Die Qual
Es war einmal eine Qual, die sich mit ihrem Dasein als Qual keineswegs anfreunden konnte. Mit düsterer Mine, gesenktem Kopf und verschlossenem Herzen schritt sie hastig durch die Tage und jammerte hie und da, wie viel Pech sie doch gehabt habe, ausgerechnet als Qual zur Welt gekommen zu sein.Als sie eines Tages wieder ihr Leben… Die Qual weiterlesen
le vent du nord (éco-anxiété)
C’est un sentiment comme le vent du nordqui coupe mon âme et glace mon corpsqui affaiblit mes jambes et l’envie de vivreet enrobe ma peau d’un manteau de givre C’est un sentiment qui fait trembler mes mainsqui s’infiltre dans moi et fait geler mon seinC’est un vent très aride qui nourrit pourtantl’angoisse en moi qui… le vent du nord (éco-anxiété) weiterlesen
Acti-vista
Ausstellungswebseite Vista [ˈvɪstə], engl., Nomen, lässt sich mit «(Aus)Blick» oder «Perspektive» übersetzen. Die Ausstellung der Jungkünstler*innen und Klimaaktivist*innen Meret Schefer und Sol Jarkovich verhandelt deren Perspektiven zum Thema Aktivismus und Anxiety über die Medien Bild, Video und Text. Die gezeigten Werke ermöglichen persönliche Einblicke in eine komplexe, ambivalente Gefühlswelt, die in der Verflechtung der stattfindenden… Acti-vista weiterlesen
Des Himmels Sommersprossen
[Bild: Linoldruck, 2020] Über Felder fegt der WindFlüsse, die gefroren sindSkelette, hölzern, ohne BlätterTrotzen stark dem rauen Wetter Stets ein Rauschen, nicht zu wildDie Dunkelheit ergänzt das BildKein Mond mit seinem Silberlicht,Der die Finsternis durchbrichtSie kommen wieder, jedes JahrDie Winternächte, kalt und klar So schwarze Stunden haben auchEinen sommerlichen HauchDenn je mehr die Nächte dunkeln,Desto… Des Himmels Sommersprossen weiterlesen
Der Postbote
Mit jedem Brief, den der Postbote in einen Briefkastenschlitz wirft, wird er ein Stückchen trauriger. Unglücklicherweise ist der Postbote ein Postbote, und Postboten müssen beruflich nun mal sehr viele Briefe in Briefkastenschlitze werfen. Traurig wird er, weil er mit jedem Brief daran denkt, dass ihm nie jemand ein paar handgeschriebene Sätze schickt. Er erhält nur… Der Postbote weiterlesen