Mit jedem Brief, den der Postbote in einen Briefkastenschlitz wirft, wird er ein Stückchen trauriger. Unglücklicherweise ist der Postbote ein Postbote, und Postboten müssen beruflich nun mal sehr viele Briefe in Briefkastenschlitze werfen. Traurig wird er, weil er mit jedem Brief daran denkt, dass ihm nie jemand ein paar handgeschriebene Sätze schickt. Er erhält nur täglich die Zeitung, die er jedoch nie liest. Seine ungelesenen Zeitungen stapeln sich in seinem Wohnzimmer zu hohen Türmen und er nimmt bloss gelegentlich ein Exemplar herunter, wenn er seine nassen Schuhe trocknen muss.
Doch eines Abends kehrt der Postbote nach Hause und findet nebst der Zeitung einen Brief, dessen Adresse von Hand geschrieben wurde. Aufgeregt riecht er daran und überlegt sich, wer der Absender sein könnte. Mit zitternden Händen reisst er den Umschlag auf und eine Karte kommt zum Vorschein. Mit grosser Freude liest der Postbote die Worte und ist sehr gut gelaunt, da er endlich auch persönliche Post erhalten hat. Mit seinem Schatz zwischen den Fingern tanzt er durch die Wohnung und stellt die Trauerkarte auf den Wohnzimmertisch. [MS 2021]