Zeitreise

Die Ästhetik der „Zeit vor meiner Geburt“ fasziniert mich und löst in mir Neugier aus. Als Kind las ich gerne Bücher, die aus der Zeit meiner Grosseltern und Urgrosseltern stammten. Ich stiess auf Begriffe wie „Griffel“, „Gemach“  oder „Zwicker“ und dieses Unwissen, das meine Fantasie und mein Vorstellungsvermögen ankurbelte, führte mich auf einen Weg der Auseinandersetzung mit „dem Alten“. Ich begann, Frakturschrift zu lernen, Korsetts zu nähen, alte Uhren oder Kerzenständer zu sammeln und Röcke und Schürzen zu lieben. Als Kind war Albert Anker mein Lieblingskünstler. Nicht, weil ich ihn für einen grossartigen Mann hielt, sondern weil seine Motive mein Herz eroberten.

Heute schaue ich mir alte Gemälde an, nähe Kleidungsstücke, inspiriert von früheren Jahren, bin auf der Suche nach Nachthauben, Schürzen, Röcken und Hüten. Ich integriere die altmodische Ästhetik in meinen Alltag, freue mich über jeden Haushaltsgegenstand, der mechanisch und mit Liebe zum Detail versehen ist. Ich versuche, mir Frisuren, wie sie früher getragen wurden, beizubringen und freue mich immer, wenn ich glaube, etwas realistisch rekonstruiert zu haben.

Mein Ziel ist es nicht, die Vergangenheit aufblühen zu lassen, denn ich möchte nichts romantisieren. Das Frauenstimmrecht wurde erschreckend spät eingeführt und auch sonst wurden Minderheiten noch stärker diskriminiert als heute.

Ich strebe nach der Ästhetik der Vergangenheit, nicht nach deren Wertesystemen.

Aber das, was die letzten Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte überlebt hat, Gegenstände und Kleidungsstücke, all das möchte ich wertschätzen und weiterleben lassen. Diese Dinge erzählen eine Geschichte und ich möchte, dass die Geschichte nicht auf einem verstaubten Dachboden ihr Ende nimmt.

Solltest du das lesen und von alter Kleidung oder sonstigen ästhetischen, alten Objekten, die auf einem Dachboden einen Dornröschenschlaf halten, wissen, melde dich gerne bei mir.

Ich kümmere mich darum, dass sie geliebt und mit viel Sorgfalt genutzt werden.


meretschefer@bluewin.ch